Das elektrische Stellwerk Wsw war vom 8. Mai 1939 bis zum bis 1945 in Betrieb

Die telegraphische Abkürzung Wsw steht für Wannsee. West. Wsw war betrieblich ein Wärterstellwerk.

Der Weichenwärter Wsw regelte die Rangierfahrten im S-Bahn-Betriebswerk Wannsee in der Aufstellgruppe 2 Das benachbarte Stellwerk war Wsa.

Der Architekt des Stellwerks Wsa war vermutlich Richard Brademann. Der Hochbau wurde für die Erweiterung des Bw im Mai 1985 rückgebaut.

Zum Titelfoto: 1976 zeigt sich Wsw in einem guten Zustand. Die Signalbrücke mit den Ra 11a-Signalen für Gleis 68 und 69 ist noch vorhanden.

 

 

Bauform des Stellwerks Wsa:

Das elektrische Hebelwerk von Wsa war vermutlich ein Patronenstellwerk von den Vereinigten Eisenbahn Signalwerken.

Mit Stand 1940 setzte sich das Hebelwerk aus  18 Weichenhebeln zusammen.  17 Rangiersignale sicherten die Fahrwege. Über die Anzahl der Rangierfahrstraßen liegen mir keine Informationen vor.

Bahnhofs- und Streckenblock

Gleichstrombahnhofsblock für Gleis 56 nach Wsa.

 

Km 19,7 der Strecke Schöneberg Vorort—Wannsee (VzG Strecke 6033).  Standort des Stellwerks Wsw bei Openstreetmap

Hinweis: Bitte mit dem Mauszeiger auf die Koordinaten unter Internal zeigen, damit der Positionsmarker angezeigt wird.

Unteres Foto: Wsw 1969 Luftaufnahme. Geoportal Berlin, Lizenz dl-de/by-2-0 https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

 

 Das Stellwerk für die neue Abstellgruppe

 

Frank Müller fotografierte das Stellwerk Wsw von Gleis 56 aus. März 1981. Foto Frank MüllerFrank Müller fotografierte das Stellwerk Wsw von Gleis 56 aus. März 1981. Foto Frank Müller

Stellwerksbezirk Wsw 1940. Archiv Berliner-Stellwerke.deStellwerksbezirk Wsw 1940. Archiv Berliner-Stellwerke.de

Im Jahre 1937 begannen die Planungsarbeiten für die Erweiterung des S-Bw Wannsee. Die Erweiterung war auch infolge der bevorstehenden Eröffnung des Nordsüd-S-Bahntunnel notwendig geworden. Die Erweiterungsanlagen wurden Abstellgruppen 2 und 3 genannt. Die Verbindung von den alten zu den neuen Abstellgruppen stellte das Gleis 56 her.

Für die Bedienung der Weichen und Signalanlagen in den Abstellgruppen 2 und 3 wurde das Stellwerk Wsw projektiert. Am 08. Oktober 1939 ging die Erweiterung der Betriebswerkstatt Wannsee in Betrieb.[1]

 

1963 war sogar noch die Bezeichnung zu erkennen. Wenn auch ramponiert. Foto Sigurd Hilkenbach1963 war sogar noch die Bezeichnung zu erkennen. Wenn auch ramponiert. Foto Sigurd Hilkenbach

 

 

Das Stellwerk Wsw ohne verblechte Fenster. Foto vom 10. April 1979. Archiv L. GrunwaldDas Stellwerk Wsw ohne verblechte Fenster. Foto vom 10. April 1979. Archiv L. Grunwald

Das Stellwerk Wsw diente offentsichtlich der Erprobung neuester Stellwerkstechnik der VES. Durch die immer größer werdenden Bahnhöfe und damit auch größer werdende Stellbereiche geriet die bisherige Stellwerkstechnik an ihre Grenzen. 1937 entwickelte die VES das sogenannte Patronenstellwerk. Die Bezeichnung rührte von den auswechselbaren Bausteinen im Stelltisch her, die Patronen ähnlich waren.[2] Die Gleistopographie wurde mit U-Profilen aus Aluminium nachgebildet. Das Patronenstellwerk war also ein Vorläufer der später entwickelten Gleisbildstellwerke.

Nach[1] war das Stellwerk Wsw ein Patronenstellwerk. Für die Erprobung eines solchen Stellwerks waren die neu erbauten Gruppen 2 und 3 in Wannsee ideal geeignet. Die Anlage war nicht sehr groß und damit noch übersichtlich. Selbst bei Ausfall des Stellwerks blieben die Folgen auf den Bahnbetrieb gering und beherrschbar.

 

 

Stellwerk Wsw und die Signalbrücke mit den Signalen Ra11a für die Gleise 68 und 69. Markus Hellwig fing diese schöne Winterstimmung am 11. Dezember 1983 ein. Foto: Markus HellwigStellwerk Wsw und die Signalbrücke mit den Signalen Ra11a für die Gleise 68 und 69. Markus Hellwig fing diese schöne Winterstimmung am 11. Dezember 1983 ein. Foto: Markus Hellwig

 

Das Stellwerk Wsw war nur knapp sechs Jahre im Betrieb. 1945 demontierten die Sowjets nicht nur das Gleis Potsdam - Wannsee sondern auch die Stellwerkstechnik des Stellwerk Wsw. Das ich für mich ein Hinweis darauf, dass im Stellwerk Wsw keine den Sowjets bekannte herkömmliche Technik arbeitete. Meines Wissens haben die Sowjets außer in diesem Fall keine Stellwerke demontiert. Andererseits waren die anderen Stellwerke des Bahnhofs Wannsee sozusagen reich an Technik. Aber daran bestand seitens der Sowjets kein Interesse. Die Stellwerke Siemens & Halske E 07 und E 12 wurden vor dem Ersten Weltkrieg auch nach Rußland geliefert. Diese Technik kannten die Sowjets und konnten sie bei Bedarf nachbauen.

Das Stellwerksgebäude blieb bis Anfang Mai 1985 erhalten. Es wurde für die Erweiterung des S-Bahn Betriebswerkes durch die BVG abgerissen[3]

 

 

 

Woher stammt das Wissen?

[1] Walinowski, Mario: S-Bw Wannsee - Betriebswerkstatt im Grünen, Verlag GVE 2000, Seiten 28 und 30
[2] Eine detaillierte Erläuterung zum Patronenstellwerk finden Sie auf der Seite von Steffen Buhr www.blocksignal.de Hier der Direktlink: http://www.blocksignal.de/stw/stw.php?w=pat
[3] Berliner Verkehrsblätter 07/85 Kurzmeldungen Seite 138

Veröffentlicht am 20. März 2011

Letzte Bearbeitung am 17. Januar 2023