{autotoc enabled=yes}

 
 

In Betrieb von 1924 bis zum 16. Februar 1959

Tu ist die telegraphische Abkürzung von Tegelgrund. Bis 1939 Bk 8.

Die Nachbarstellwerke von Tu war der Weichenwärter  Tnb in Tegel und der Weichenwärter Sob (Schulzendorf Ostbude) und ab 1925 der Blockwärter Szf (Schulzendorf).

Die Bk Tegelgrund bestand baulich aus einer Wellblechbude. Die Fundamente sind heute noch auszumachen.

 

Bauform des Stellwerks Tu:

Mechanisch der Bauform Einheit Mw. 2 Hauptsignale

Bahnhofs- und Streckenblock

Felderblock für Streckenblock zweigleisige Strecken. Nach 1945 Blockform C eingleisige Strecke

 

. km 13,2 der Strecke Tegel—Heiligensee. Standort der Blockstelle bei Openstreetmap

 

Standort Tu 1969

 

 

Ein Arbeitsplatz mitten im Wald - die Blockstelle Tegelgrund

 

Die Blockstelle Tegelgrund entstand aus der Planung des neuen Güterbahnhofs Tegel heraus. Wegen der größeren Steigungen und Krümmungen wurde diese Blockstelle benötigt, um die zukünftige fünf Minuten Zugfolge zu garantieren. [1] Die Blockstelle wurde 1924 errichtet. Das genaue Datum ging aus den bis jetzt ausgewerteten Akten leider nicht hervor. Neben der eigentlichen Blockstelle existierte noch ein sog. „Wagonraum". Wegen des beengten Arbeitsplatzes musste die Toilette und die Lagermöglichkeit für Betriebsmittel ausgelagert werden. Interessant zu wissen wäre auch, wie die Blockwärter zu ihrem Arbeitsplatz gelangten, der zwar in der Stadt, aber trotzdem abgelegen mitten im Wald lag. Die Straßenbahn lag ca 750m entfernt. Auf der Ruppiner Chaussee fuhren keine Linienbusse. Vielleicht durften die Blockwärter auch auf dem Führerstand mitfahren.

Gleisplanausschnitt von 1936. Neben der Wellblechhütte erkennt man den "Wagonraum". Sammlung Berliner Stellwerke.de

 

Die telegraphische Bezeichnung lautete anfangs Blockbude 8. Mit Stand 15. Mai 1939 wurde die Blockstelle mit Bk Tegelgrund bezeichnet.[2] Die benachbarten Stellwerke die die Blockabschnitte begrenzten waren die Blockstelle Schulzendorf Szf und das Wärterstellwerk Tnb des Bf Berlin Tegel.

 

Der Lage- und Verschlussplan von 1946

 

 

Lage- und Verschlussplan 1946. Sammlung Andreas Szagun

Für die eindeutige Bestimmung der Bauform von Tu hat mir der Kiezhistoriker Andreas Szagun den Lage- und Verschlussplan vom 1. November 1946 zur Verfügung gestellt. Damit lässt sich so einiges aufklären. Die Bauform der Blockstelle war mechanisch Einheit.  Die im Plan LuV Tu 1946 Auszugangegebene Bauform "VES" steht vielfach als  Synonym für Einheit. Bei der Gründung der VES 1928 war vertraglich mit der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft vereinbart, nur noch mechanische Stellwerke der Einheitsnorm zu produzieren. Daraus ergab sich, dass einige Planersteller bei der Bauform Einheit nur noch VES eintrugen. Aus der Perspektive des Zeichners von 1946 mag das richtig sein. Faktisch ist es falsch, weil die VES 1924 noch nicht existierte.

 

Bemerkenswert an der Blockstelle Tu ist der Fahrstraßenhebel. Wozu benötigt eine Blockstelle ohne Weichen eine Fahrstraßenfestlegung? Eine mögliche Erklärung liegt am zweigleisigen Ausbau der Strecke Tegel—Heiligensee begründet. Es ist möglich, dass die Blockstelle 6 als Überleitstelle vom zweigleisiger auf eingleisiger Betriebsführung eingerichtet wurde. Als am 2. September 1924 die zweigleisige Betriebsführung zwischen Tegel und Heiligensee aufgenommen wurde, hat man die Fahrstraßenhebel aus Kostengründen einfach im Hebelwerk belassen.

 

 

 

 

Eine S-Bahn der Zuggruppe 3 fährt 1969 an der ehemaligen Blockstelle Tegelgrund vorbei. Foto Lothar Idziak

 

 

Ihre Daseinsberechtigung behielt die Blockstelle auch nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, gerade wegen der nachkriegsbedingten Eingleisigkeit von Schönholz bis Velten und trotz der geringeren Auslastung der Strecke, nachdem 1950 der Güterverkehr aus der DDR nach Berlin-West bzw umgekehrt aus politischen Gründen unterbrochen war.Seit  dem 18. Mai 1953 verkehrten die sog. Durchläuferzüge für die Randgebiete Berlins, die auf allen Bahnhöfen der Westsektoren nicht hielten. [3] Für diese in den Fahrplan der S-Bahn zwischengeschobenen Züge benötigte man auf der rund 4 km langen Strecke zwischen Tegel und Schulzendorf die Bk Tegelgrund zur Steigerung der Durchlassfähigkeit der Strecke. Am 3. Mai 1958 verkehrten die Durchläufer letztmalig. [4] Der neue Kreuzungsbahnhof Hennnigsdorf Nord ermöglichte über den Berliner Außenring das Umsteigen auf die S-Bahn ohne die Westsektoren zu berühren.

Die damit entbehrliche Blockstelle Tegelgrund wurde am 16. Februar 1959 [5] außer Betrieb genommen  und vermutlich nach 1970 endgültig abgerissen. Die nachfolgenden Fotos zeigen das noch heute vorhandene Fundament der Blockstelle Tegelgrund.

 

Die Reste der Bk Tu 2012

 

Das Fundament der ehemaligen Bk Tegelgrund ist noch im Waldboden zu finden. Foto 6. März 2012 Lars MolzbergerEine S-Bahn fährt an den Fundamentresten vorbei. Foto 6. März 2012 Lars MolzbergerIn der Draufsicht von vorn zeigt sich der Mix aus Beton, Moniereisen und Gewindestange. Foto 6. März 2012 Lars Molzberger

 

 

 {AF}

 Quellen und weitere Links

[1] Landesarchiv Berlin, A Rep. 080 Nr. 1046  Landespolizeiliche Prüfung des zweigleisigen Ausbau der Strecke Tegel-Velten

 

[2] Deutsche Reichsbahn, Verzeichnis der telegraphischen Bezeichnungen der Bahnhöfe, Haltepunkte, Blockstellen und Stellwerke gültig vom 15. Mai 1939 an.

 

[3,4,5] Peter Bley, Die Kremmener Bahn, Verlag  B. Neddermeyer 2004 Seite 97, 100 und 101

 

Mehr zur Kremmener Bahn auf www.kremmener-bahn.net

 

Letzte Überarbeitung: 24. August 2022

{/AF}